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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Das Kunstwerk der Woche (18)

 

Die Arbeit einer Künstlerin oder eines Künstlers
aus den Atelierhäusern in Frankfurt am Main

Petra Johanna Barfs, Städtische Ateliers Ostparkstrasse

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White Flag, 2015, Collage, 14 x 19 cm, Foto: Petra Johanna Barfs

Von Erhard Metz

Dem Opernliebhaber, gar einem „Wagnerianer“ darf man es nicht verübeln, wenn er beim Anblick dieser eigenartig faszinierenden Arbeit an den „Fliegenden Holländer“ denkt – die schwarzen Segel für den unheimlichen fremden, zu ewigem Herumirren auf den Meeren Verdammten, die weissen für die hehre, entrückte, schicksalergebene Senta, die mit ihrem Freitod im Meer den Unglücklichen doch am Ende erlöst. Aber nun heisst die Arbeit „Flag“ – mit dem Flaggen-ABC der Seefahrt scheint das jedoch nichts zu tun zu haben. Und „Flag“ – naja, Jasper Johns natürlich kommt uns da in den Sinn, aber das alles will sich in uns nicht reimen. Kommen wir auf die Collage zu sprechen. Wir fragen die Künstlerin:

Frau Barfs, mit Ihren Collagen sind Sie bereits über Deutschland und Europa hinaus bekannt geworden, so in Brasilien, Japan oder Südafrika – die Galerie Wolfstaedter brachte Ihre Arbeiten auf die VOLTA nach Basel und nach New York. Nun ist die Collage eine nach meiner Wahrnehmung eher seltener anzutreffende künstlerische Form. Spielt dabei eine Rolle, dass Sie Interdisziplinäre Kunst (in Groningen), Elektronische Medien (bei Professor Kracke an der HfG) und ergänzend auch in der Filmklasse der Städelschule bei Professorin Schwitte studiert haben? Was fasziniert Sie an der “Collage”?

Petra Johanna Barfs: Ich würde eher von einer Notwendigkeit sprechen. Die Collage konstruiert und dekonstruiert Erzählstränge, die parallel laufen können und zu einem Still angehalten werden, um sich dann wieder zu verdichten. Die Welt lässt sich immer wieder neu entdecken und schafft somit einen immens grossen Interpretationsspielraum. Für mich ist die Collage ein Medium, um meinen Ideen und Gedanken eine adäquate Form zugeben.
Ein Kunststudium kann für jeden Künstler/in eine Basis schaffen, auf das später das künstlerische Werk aufgebaut wird. Die künstlerische Arbeit lässt sich allerdings schwer an Zahlen und Stationen messen, sondern vielmehr an der Summe der gesammelten Lebenserfahrungen jedes Einzelnen.

Sie setzten sich in den vergangenen Jahren sehr intensiv mit der Rolle von Mädchen und jungen Frauen in bestimmten politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, etwa in der Zeit des Nationalsozialismus, und in Kontexten wie etwa – typisch deutschen – Wald- und Gebirgslandschaften oder Begriffen wie Erinnerung und Heimat auseinander. Umso mehr überrascht mich jetzt eine Collage mit zwei voll getakelten Segelschiffen – so ein Motiv scheint ja eher für Offenheit, Weite und Weltläufigkeit, natürlich auch für sozusagen Seemannsromantik (die “Sieben Weltmeere”) und als Gegenteil für bürgerschaftliche und geografisch-kontinentale Enge zu stehen?

Petra Johanna Barfs: Als Künstlerin interessiert mich eine theoretische oder politische Herangehensweise an meine Arbeit wenig. Ich habe mich immer mit Bildern beschäftigt und diese dann in meine eigenen Bilder transformiert oder weitergedacht, so dass aus meinem Blickwinkel ein neues, anderes Bild entsteht.
Zu der vorliegenden Arbeit „White Flag“ gibt es allerdings eine kleine Anekdote, da es noch eine zweite ähnliche Collage gab, mit dem Namen „Black Flag“ (die mittlerweile verkauft ist): Anfang der 80er wetteiferten zwei Punkbands aus den USA um den Rang, die lauteste, schnellste und härteste Band zu sein. Diese hiessen „White Flag“ und „Black Flag“. Das fand ich lustig.

 

→ Petra Johanna Barfs: „Die Blaue Stunde“ im Projektraum KunstVoll Neu-Isenburg
→ Frankfurter Ateliertage 2012: Petra Johanna Barfs

→ Das Kunstwerk der Woche (19)
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