home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Das Kunstwerk der Woche (5)

 

Die Arbeit einer Künstlerin oder eines Künstlers
aus den Atelierhäusern in Frankfurt am Main

Constanza Weiss, AtelierFrankfurt

Blindes Ehepaar-600

„Blindes Ehepaar“, 2010, Öl auf Leinwand, 1,50 m x 1,80 m; Foto: Tom Hönig

Von Erhard Metz

Wir machen es uns nicht leicht in unserer wöchentlichen Edition, wollen wir doch keine Werke vorstellen, die den Betrachter als Kunstkonsumenten wohlgefällig befrieden, sondern die ihn im Gegenteil durchaus auch irritieren und (heraus-)fordern.

Ein blindes Ehepaar, in grossem Format porträtiert. Darf man denn solch ein Sujet malen und dann gar in der Öffentlichkeit zeigen? Ist da nicht eine Intimsphäre berührt, die uns zurückschrecken lässt? Auch können die Dargestellten ihr Abbild nicht einmal selbst sehen – wären sie mit ihm denn überhaupt einverstanden? Offenkundig besteht da ein grosses und ungewöhnliches Vertrauen der „Modelle“ zu „ihrer“ porträtierenden Künstlerin. Und dieses Verhältnis beziehungsweise Vertrauen ist es, das uns beim Anblick dieses Werkes in besonderer Weise berührt und das dem Doppelporträt seinen besonderen Charakter verleiht.

Eigenwillig positioniert Constanza Weiss das Paar in einer unterkühlt wirkenden, überhellen Szenerie, in der es im Seitenlicht – ebenso wie eine entfernte Stehlampe – dunkle Schatten auf den Boden wirft. Der Kontrast lässt die „Dunkelheit des Blindseins“ um so sinnlicher erscheinen. Die markante Beinstellung der in ihrer Korpulenz dominant erscheinenden Frau erinnert uns an die Expressivität des van Goghschen „Zuaven“. Ihre Blindheit verbirgt sich hinter einer verdunkelnden Brille, diejenige des eher schmächtigen Mannes offenbart sich in der Blicklosigkeit seines rechten Auges, das linke ist geschlossen. Beide wirken mit ihren gefalteten Händen versammelt und in sich gekehrt – und dennoch selbstbewusst.

„Das Bild ‚Blindes Ehepaar‘ ist Teil einer Serie von Portraits von blinden Personen“, sagt uns die Künstlerin. „In der Vergangenheit habe ich mich durch die Serien ‚Blicke‘ mit der Macht des Blicks beschäftigt. Mit der Zeit hat das in mir das Interesse für Blinde geweckt, da man bei ihnen in den Augen zunächst keinen Ausdruck wahrnimmt, ihr Gesicht aber Gefühle und Verbindlichkeiten deutlich stärker widerspiegelt, als das bei Sehenden der Fall ist. Die Personen haben alle für mich Modell gesessen, da die Kommunikation zwischen Modell und mir als Künstlerin während der Entstehung des Bildes wichtig ist für dessen Lebendigkeit. Meinen Malstil würde ich als naturalistisch und expressiv beschreiben. In der konkreten Ausführung geht es mir dabei vor allem um das Zusammenspiel von Licht und Schatten, was sich meiner Meinung nach besonders gut in der Technik Öl auf Leinwand verwirklichen lässt.“

→ FAT – Frankfurter Ateliertage 2014 (3)

→ Das Kunstwerk der Woche (6)
→ Das Kunstwerk der Woche (1)

→ Begegnung im Dunkeln: Das DialogMuseum in Frankfurt am Main

Comments are closed.