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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Blickachsen 10″ in Bad Homburg und Rhein-Main (8)

Kati Heck im Bad Homburger Kurpark:
Hier geht’s nicht nur um die Wurst

Von Erhard Metz

Darf Kunst witzig sein? Den „Kunstbetrieb“ kommentieren und karikieren? Darf Skulptur und Installation als Comic daherkommen? Aber ja!

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Kati Heck, Dabei sein ist alles, 2006, Polyester, Autolack, Installation mit variablen Massen, Sammlung Middelheimmuseum, Antwerpen

Nein, der in einem Baum am Schwanenteich aufgehängten Weisswurst aus dem bajuwarischen Freistaat scheint es gar nicht zu gefallen im nördlich des „Weisswurst-Äquators“ – will sagen der Main-Linie – gelegenen Kurpark der 1866 nach dem Tod Ferdinands an das Grossherzogtum Hessen gefallenen und wenig später von den „Sau-Preissn“ annektierten ehemaligen Landgrafschaft Hessen mit Residenz in Bad Homburg. Grimmig-traurig schaut es drein, das arme Weisswürschtl. Und wir erkennen: Kati Heck – eine Künstlerin, vor derem scharfen Blick man sich in Acht nehmen sollte – begleitet wieder einmal den „Kunstbetrieb“ mit ihrem intelligent-beissenden Spott. Natürlich denken wir sofort an Jeff Koons wurstsähnlich zusammengeschnürt-aufgeblähte, hochglanzpolierte „Kunst“Werke, die ihn, dem Kunstmarkt sei’s gedankt, zum Multimillionär machten. Kati Heck mit ihrem weitgespannten Œuvre wird diesen Vermögensstatus sicherlich nie erreichen. Ja, zur Kunst und zum grosskapitalistisch entarteten „Kunstbetrieb“ liesse sich so manches sagen … Aber wir wollen uns heuer die gute Stimmung nicht verderben.

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Man beachte den fachfraulich ausgeführten Galgen-Henkersknoten: Was mag’s Würschtl nur verbrochen haben?

„Es ist Krieg unter den Würsten“, erläutert Kati Heck ihre Installation mit dem Titel „Dabei sein ist alles“, die sich auf der kleinen Insel im Schwanenteich fortsetzt mit einer – zerschnittenen und mausetoten – Fleisch- und einer sich über sie beugenden, offenkundig siegreichen Blutwurst. Die Motivik spricht für sich. Ach ja noch – wo ist das der Fleischwurst ausgeschlagene Auge? Es liegt am Wasserrand.

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Kati Heck, 1979 in Düsseldorf geboren, studierte an der Akademie voor schone Kunsten in Antwerpen und bei den Konzeptkünstlern Franz Graf und Guillaume Bijl an der Akademie der bildenden Künste Wien und der Akademie Münster. Weithin bekannt wurde sie durch ihre Malerei, in der sie fantasievolle wie comicartige Elemente mit realistisch dargestellten Figuren verbindet. Wurst- oder Gurkendarstellungen verleiht sie dabei oft menschliche Gesichtszüge. Die Künstlerin schuf „Wurstkostüme“ und inszenierte performative „Wurstkämpfe“ – durchaus als bissigen Kommentar zur Kunstwelt. Aber auch Assoziationen an mit menschlicher Dummheit geführte Kriege seien  – so scheint es uns – erlaubt. Kati Heck lebt und arbeitet in Antwerpen.

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Das „Wurstkrieg-Ensemble“ im Kurpark

Abbildungen: Courtesy Stiftung Blickachsen gGmbH, Bad Homburg; Fotos: Erhard Metz

“Blickachsen 10″ in Bad Homburg und Rhein-Main, bis 4. Oktober 2015

→ “Blickachsen 10″ in Bad Homburg und Rhein-Main (9)
→ “Blickachsen 10″ in Bad Homburg und Rhein-Main (1)

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