home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Hoch hinaus in Frankfurt: Michele Di Menna tanzt im Messeturm

Frankfurt am Main, Messeturm (257 Meter Höhe), 59. Etage: Als Beitrag im Rahmen der „New Frankfurt Internationals“ zeigt Michele Di Menna „A Performance Of Motion In Large Proportions. Low Life At The Top.“

(Foto: FeuilletonFrankfurt)

Performance und Skulptur, Text und Collage, Video, Musik  und Klanginstallation sind die Elemente, derer sich Michele Di Menna in ihrer Kunst bedient und in denen sie sich – zumeist als alleinige Protagonistin – bewegt. Eine „Dirigentin der Form der Dinge, die kommen“ wird sie genannt. Gleichsam chamäleonartig eignet sie sich, mit selbst entworfenen und gefertigten Kostümen, die Erscheinungsformen der sie umgebenden Räume und Gegenstände an. In ihren von Bewegung bestimmten, sinnlich-körperlichen  Inszenierungen erkundet sie die Beziehungen „zwischen menschlichem Körper und Kommunikation in den Grenzen des architektonischen Raums“. Immer haftet ihnen etwas Flüchtiges an. Oft entwickelt die Künstlerin ihre Arbeiten aus poetischen Texten, oder sie greift auf Elemente von Tanz, Schauspiel, Mode, Musik oder Film zurück.


Michele di Menna, Untitled, 2010, Bunstift, S/W-Fotokopie, Courtesy the artist und Galerie Kamm, Berlin

In ihrer jetzt für die „New Frankfurt Internationals“ entwickelten „Performance Of Motion In Large Proportions. Low Life At The Top“ thematisiert Di Menna in den sonst der Öffentlichkeit verschlossenen Räumen des markanten Gebäudes einen in den Metropolen anzutreffenden, absurd anmutenden Prestige-Kampf etwa um die Höhe repräsentativer Büro- und Geschäftshochhäuser.

Performance in der 59. Etage des Frankfurter Messeturms (Fotos: FeuilletonFrankfurt)

Begleitet von Nathalee Paolinelli und Iori Wallace agiert Michele Di Menna in der 59., derzeit lediglich mit infrastrukturellen, offen sichtbaren Installationen versehenen, aber nicht weiter ausgebauten Etage des Messeturms (der höchsten zur Zeit unvermieteten Büroetage Europas, sagt Heike Beyer von der Messeturmgesellschaft) vor einer Projektionsfläche. Es ergibt sich eine dreifache Staffelung der Ebenen und Räume: Die Personen handeln gleichsam hinter einem projizierten, zumeist gitternetzartigen und somit transparenten „Vorhang“, in der hinteren Ebene erscheinen ihre Schattenbilder auf der Projektionsfläche. Di Menna bedient sich nur spärlicher Requisiten, die eine Büroatmospäre erkennen lassen: ein Bürostuhl, ein herausnehmbares Lüftungsgitter einer Klimaanlage, ein Papierkorb. Bewegungen und Gesten deuten hierarchische Strukturen an, auch das auf die Handelnden aufgestrahlte Gitterraster lässt künftige Ein-, Über- und Unterordnung in einer der Ökonomie dienenden Welt assoziieren. Der anscheinend in den zwei Jahrzehnten seiner Existenz noch nicht seiner eigentlichen Zweckbestimmung zugeführte, für das abendliche Auditorium mit geliehenen, akkurat in Reihen aufgestellten Konferenzstühlen bestückte Raum (ein besonderes Interesse der Künstlerin gilt „Nicht-Räumen“!) lässt künftige Bedeutungszusammenhänge im Spannungsfeld zwischen Kultur und Ökonomie erahnen.

Aber dann ist, mit entsprechendem Städelschul-Equipment, Disko-Party angesagt!

Michele di Menna, Collage: 19th Floor, 2010, A4, S/W-Fotokopie, Wasserfarben, Courtesy the artist und Galerie Kamm, Berlin

Michele di Menna wurde 1980 in Vancouver, Kanada geboren. Sie studierte am dortigen Emily Carr Institute of Art and Design und anschliessend an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, der Städelschule. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Frankfurt am Main.

(Foto: FeuilletonFrankfurt)

Comments are closed.