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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne“ im Frankfurter Kunstverein / 2

Thomas Moecker: Trouble Stand Sculpture

Was ist das für ein Apparat? Gross ist er, bald vier Meter lang, viereinhalb Meter hoch. Eine Maschine, ein Maschinenteil? Kann man damit etwas herstellen? Kann man mit diesem Ding überhaupt etwas anfangen? Schiessen? Röntgen? Bestrahlen? Den Lauf der Sterne bestimmen, gar beeinflussen? Schaut das Ding nicht irgendwie gefährlich, bedrohlich aus? Sollte man sich vielleicht besser entfernen?

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Thomas Moecker, Trouble Stand Sculpture, 2014, diverse Ausstellungsansichten, Holz, Acryl, Wachs, 375 x 300 x 450 cm, Courtesy of Galerie Emanuel Post

Nun, all das wissen wir nicht so genau, aber eines wissen wir: es ist ein Kunstwerk. Sonst stünde es wohl kaum im Frankfurter Kunstverein! Sehen wir uns mal den Titel des Werkes an: von „trouble“ ist da die Rede, von Ärger also, von Schwierigkeiten. Bereitet das Werk nun Ärger und Schwierigkeiten, oder kann man umgekehrt gerade solches mit ihm beheben? Wohl kaum. Vielmehr scheint der Werktitel auf einige Widersprüche zu verweisen, die in dieser Arbeit – weit mehr Skulptur denn Installation – angelegt sind.

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Treten wir näher und schauen genauer. Das ist ja gar nicht aus Bronze, wie man auf den ersten Blick annehmen möchte, und es ist auch beileibe nicht rostig. Es ist aus Holz! Mit Acrylfarbe gefasst und dann gewachst, man muss schon sehr genau hinschauen, um dies zu erkennen.

Thomas Moecker, 1967 in Magdeburg geboren – der Künstler lebt und arbeitet in Leipzig -, vexiert uns mit diesem eigens für die Ausstellung jetzt im Kunstverein entwickelten Werk nicht nur in der anfänglichen „Täuschung“ über dessen Materialität, sondern auch bezüglich der Proportionen: Auf einer überaus stabil und massiv wirkenden Platte ruhen ebenso massiv und tonnenschwer erscheinende, sich durchkreuzende Zylinder. Den langen, in den Raum ragenden zylindrischen Quertäger stabilisieren drei wesentlich dünnere, an Rohre erinnernde Stäbe – der lotrecht stehende stösst fast an die Raumdecke -, die das Werk widerum eher filigran-verspielt und weniger bedrohlich erscheinen lassen.

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Von „Bühne“ ist ja bereits im Titel der Gesamtausstellung die Rede, und in der Tat mutet der Arbeit von Moecker etwas Bühnen- und damit zugleich etwas Modellhaftes an. Vielleicht ein Holzmodell, als Studie zur Anfertigung einer Bronzeskulptur? Wohl kaum, dazu ist die Arbeit viel zu fein und offensichtlich arbeitsaufwändig ausgeführt.

Es bleiben also manche Fragen, und der „Apparat“ wirkt, je mehr wir ihn umschreiten, umso rätselhafter. Rätselhaft wie vieles in unserer industrialisierten, vielfach von Maschinen bestimmten Welt: von Maschinen, die sich vom Mass des Menschen entfernen und eine Attitüde des Herrschens über ihn annehmen.

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Fotos: FeuilletonFrankfurt

– wird fortgesetzt –

→  “Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne” im Frankfurter Kunstverein / 1

→  “Vom Dasein & Sosein. Skulptur, Objekt & Bühne” im Frankfurter Kunstverein / 3

 

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