home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Blickachsen 9“ in Bad Homburg und Rhein-Main

Kenny Hunter, Black Swan, 2013, Kunstharz  (400 x 120 x 160 cm)

Wird Kenny Hunters vier Meter hoher „Schwarzer Schwan“ am Ufer des „Schwanenteich“ genannten Kurparkweihers zur Leitfigur der diesjährigen „Blickachsen 9 – Skulpturen in Bad Homburg und Frankfurt RheinMain“? Das Zeug dazu hat er, ist er doch eine Auftragsarbeit für die Ausstellung und geniesst er doch schon seit Tagen vor der Eröffung der grossen Skulpturenschau am 26. Mai 2013 das gesteigerte Interesse und die Sympathie des Publikums.

Beate Fleige, Kulturdezernentin, und Michael Korwisi, Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg sowie Christian K. Scheffel, Geschäftsführender Gesellschafter der Stiftung Blickachsen, Galerist, Gründer und Kurator der „Blickachsen“, in der Pressekonferenz

„Blickachsen“ hatte Peter Joseph Lenné (1789 bis 1866), General-Gartendirektor der königlich-preussischen Gärten, im Bad Homburger Kurpark angelegt, den er 1856 gestaltete – sie gaben den alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellungen von Gross-Skulpturen junger wie bereits europa- und weltweit etablierter Künstlerinnen und Künstler den Namen. Der Park blieb, wohl als einzige von Lennés Schöpfungen, bis heute weitgehend erhalten und wird zu den schönsten und grössten Anlagen dieser Art in Deutschland gezählt.

Ursprünglich war die Ausstellung im wesentlichen auf die beiden historischen Parkanlagen Kurpark und Schlosspark beschränkt; heuer bezieht sie weite Teile des Rhein-Main-Gebiets mit ein – neben Frankfurt (Campi Westend und Riedberg der Goethe-Universität) auch die Kunsthalle Darmstadt und den Skulpturenpark in Eschborn-Niederhöchstadt, das Kloster Eberbach sowie einige Partien des Limes im Taunus (Kastell Feldberg und Kastell Altes Jagdhaus) und schliesslich das „The Squaire“ genannte bauliche Ungetüm am Frankfurter Flughafen. Gründer, Kurator und „Motor“ dieser Veranstaltung, die inzwischen international grosses Renommee geniesst, ist der Bad Homburger Galerist Christian K. Scheffel (in Zusammenarbeit mit der Fondation Marguerite et Aimé Maeght, Saint-Paul-de-Vence).

Arbeiten folgender Künstlerinnen und Künstler können wir bei den diesjährigen „Blickachsen“ nach den vorliegenden Informationen antreffen: Magdalena Abakanowicz, Arman, Hans Arp, Hanneke Beaumont, Caspar Berger, Damien Cabanes, Ricardo Calero, César, Richard Deacon, Erik Dietman, Laura Ford, Gloria Friedmann, Antony Gormley, Camille Henrot, Sean Henry, Kenny Hunter, Fabrice Hyber, Claire-Jeanne Jézéquel, Sui Jianguo, Ilya & Emilia Kabakov, Dietrich Klinge, Masayuki Koorida, Luigi Mainolfi, Yazid Oulab, Jaume Plensa, Peter Randall-Page, Germaine Richier, Jean-Paul Riopelle, Shim Moon-Seup, Assan Smati, Hans Steinbrenner, Matthäus Thoma, Bernar Venet, Henk Visch, Not Vital und Michael Zwingman.

Bereits seit Wochen konnten Spaziergänger in den Parkanlagen mehr oder weniger sperrige Baustellenfahrzeuge bewundern. Es galt, Sockel und Fundamente für die zum Teil viele Zentner und gar Tonnen schweren Kunstwerke zu schaffen und diese sicher zu verankern. Hier wurde vor rund einem Monat der Laufweg für Sean Henry’s „Walking Woman“ verlegt, auf dem sich die Dame nunmehr recht sportlich voranbewegen kann:

Sean Henry, Walking Woman, 2008, Bronzeguss, Farbe, Ex. 5/5  (217 x 76 x 125 cm

„Schwerter zu Pflugscharen“ vernahm man einst als Devise, soll sie heute „Autos zu Blumen“ lauten? Dann wäre auch klar, warum das Auto ein grün lackiertes sein muss.

Christian K. Scheffel, Gründer, Kurator und „Motor“ der „Blickachsen“, vor Stefan Rohrer, Miniatus Floridus, 2012, Auto, Stahl, Lack  (330 x 260 x 365 cm)

Heute wollen auch wir unsere geschätzten Leserinnen und Leser auf das grosse Ausstellungsereignis aufmerksam – und sie natürlich neugierig – machen. FeuilletonFrankfurt wird in einer Reihe von Beiträgen über die „Blickachsen 9“ eingehender berichten.

Kehren wir zurück zum Schwan: zum „Schwarzen Schwan“. Denn er ist ein besonderes Tier. Martin Walser hat ihm ein Theaterstück gewidmet. Doch der römische Schriftsteller, Kritiker und Satiriker Decimus Iunius Iuvenalis hatte sich bereits im ersten und zweiten Jahrhundert mit dem „rara avis“ befasst. Böszüngig, wie er nun einmal war, schrieb er – wir dürfen hierbei durchaus einmal aus dem Lexikon zitieren – : „rara avis in terris, nigroque simillima cygno“ (ein seltener Vogel in allen Ländern, am ähnlichsten einem schwarzen Schwan). So charakterisierte er spöttisch eine „treue Ehefrau“. Man muss wissen: Schwarze Schwäne waren im Altertum und Mittelalter unbekannt – erst Ende des siebzehnten Jahrhunderts gelangte die Kunde von ihnen von Australien nach Europa. Heute gilt der „Schwarze Schwan“ immer noch als Metapher für ein für gänzlich unwahrscheinlich bzw. unmöglich gehaltenes Ereignis.

Was alles an „Schwarzen Schwänen“ gibt es in der Kunst? Und ist ein Kunstwerk nicht oft selbst ein „Schwarzer Schwan“? Und definierte nicht Albert Camus die Kunst als „eine in Form gebrachte Forderung nach Unmöglichem“?

Die „Blickachsen 9“ wurden am 26. Mai 2013 eröffnet und dauern bis 6. Oktober 2013.

Abgebildete Werke: Courtesy Stiftung Blickachsen gGmbH, Bad Homburg, und Künstler; Fotos: FeuilletonFrankfurt

→ “Blickachsen 9″ in Bad Homburg und Rhein-Main (2)

→  Blickachsen 7 – Skulpturen im Kurpark und Schlosspark Bad Homburg

Comments are closed.