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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

“Artists in Residence”-Programm 2012 Frankfurt am Main / 5

Flo Maak in Dubrovnik

Von Erhard Metz

Irgend etwas stimmt hier doch nicht – zwischen den Aufnahmen vom 24. November und vom 11. Dezember 2012 ist etwas geschehen, sehen Sie es, geschätzte Leserinnen und Leser? Was ist mit dem „blauen“ Bild? Na klar, es wurde umgedreht gehängt. Hing es denn zunächst falsch? War es ein Versehen, oder war es eine Absicht des Künstlers? Man weiss ja nie …

War die erste Version zu positiv, mit am Ende aufsteigender Zick-Zack-Kurve, ist die zweite Version jetzt realistischer, in der die Kurve in die Tiefe stürzt?

Was sind das überhaupt für Grafik-Kurven, sind es die Fieberkurven der Aktienwelt, der Märkte, der Finanzwirtschaft, des Finanzkapitalismus in der Krise?

(von links nach rechts):
Friendly Environment (Natural Rendering), pigment print, wooden frame, approx  60 x 40 cm, 2012; Exchange Value (Natural Rendering), pigment print, wooden frame, 40 x 60 cm, 2012; Peak (Natural Rendering), pigment print, wooden frame, 60 x 40 cm, 2012

Flo Maak präsentiert in der Ausstellung, ähnlich etwa einem Triptychon, drei geglaste fotografische Arbeiten. Pflanzen, links in Schwarz/weiss eine Agave, in der Mitte wohl ein Mandelblütenzweig, rechts ein Strauch mit gefiederten Blättern. Wollen sie uns „blühende Landschaften“, einst vollmundig für die neuen Bundesländer versprochen, suggerieren? Stehen sie für so etwas wie eine oft beschworene „Wirtschaftsblüte“?

In diesen Pflanzen sehen wir jeweils eine Zick-Zack-Grafik. Im linken Bild verliert sich die abschüssige Kurve im dunklen Nirgendwo, im mittleren fällt sie nach Höhen und Tiefen weiter nach – wie wir jetzt wissen – unten, im rechten Bild verschwindet sie abwärts im Gezweig des von Krankheit oder Ungeziefer befallenen und zerfressenen Strauchs!

Der Künstler hat die „Fieberkurven“ aus bemaltem Karton in den Pflanzen installiert und anschliessend die Arrangements fotografiert. In der Verbindung von Natur und „Krisenbarometern“ zeigt er auf, dass Krisen insbesondere der Wirtschaft und Finanzen nicht wie oft behauptet gleichsam naturgegeben sind, sondern allein vom Menschen verursacht werden.

Eine überzeugende, ebenso poesievolle wie politische Arbeit.

Flo Maak, 1980 in Fulda geboren, studierte an der Städelschule Freie Kunst bei den Professoren Wolfgang Tillmanns und Willem de Rooij (bei letzterem als dessen Meisterschüler) sowie Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie an der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität. In Frankfurt ist er nicht nur durch zahlreiche Ausstellungen, sondern auch als Mitglied des MMK-Kunstvermittlerteams bekannt. Seine Arbeiten waren darüber hinaus in Berlin, Bielefeld, Bonn, Hamburg und Kopenhagen zu sehen.

“Artists in Residence 2012″, ATELIERFRANKFURT, bis 25. Januar 2013

Abgebildete Arbeiten © Flo Maak; Fotos: Erhard Metz

→  “Artists in Residence”-Programm 2012 Frankfurt am Main / 6

 

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