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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Die Komische Kunst – analog, digital, international“ im caricatura museum frankfurt

Ein Tag ohne Lachen – ein verlorener Tag

von Hans-Bernd Heier

© Tobi Schülert

„Das caricatura museum frankfurt holt mit der Übernahme der Ausstellung ‚CARICATURA VI. Die Komische Kunst – analog, digital, international‘ die wichtigste Schau des Documenta-Jahres an den Main“, teilen die Ausstellungsmacher des Frankfurter Museums im Brustton der Überzeugung mit. Grosses Selbstbewusstsein demonstrierten „die Drei von der Tankstelle“, wie Achim Frenz, Leiter des caricatura museums, seine Podiumsgesprächspartner bei der kabarettreifen Pressekonferenz titulierte, auch bei der Vorstellung der Hightlights der sehenswerte Schau im historischen Leinwandhaus. Seinen Worten zufolge hefte sich die Documenta in Kassel schamlos an die erfolgreiche CARICATURA im KulturBahnhof. Allerdings würden die künstlerischen Leiter der Schau nach 100 Tagen aus der Stadt gejagt, während die Caricatura Galerie und sein Chef, Martin Sonntag, in Kassel blieben.

Die Drei von der Tankstelle“ – von links: Achim Frenz, der Kabarettist und Autor Bernd Gieseking sowie Martin Sonntag, Leiter der Caricatura Galerie für Komische Kunst, Kassel; Foto: Hans-Bernd Heier

Da Frenz gerade so gut drauf war, verkniff er sich auch nicht einen Seitenhieb auf Eva Kühne-Hörmann. Denn die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst hatte in ihrem Katalog-Grusswort den „KulturBahnhof“ in Kassel als „einzigartiges Zentrum für Komik und Satire“ und als „das Aushängeschild Deutschlands für Komische Kunst“ gelobt. Dem widersprach er vehement: „Nein, Hauptstadt der Satire ist und bleibt Frankfurt“. Das belege nicht nur das caricatura museum, das schönste Museum der Welt, mit der grössten Sammlung von mehr als 4.000 Originalen der „legendären Neuen Frankfurter Schule“, sondern auch das schon legendäre Satiremagazin „Pardon“ und „das endgültige Satiremagazin Titanic“, die beide in der Mainmetropole gegründet wurden.

© Cost

Im Jahr 2000 wurde der Mitbegründer der Caricatura Achim Frenz nach Frankfurt berufen, um hier Ausstellungen der Komischen Kunst zu organisieren und ein Museum zu realisieren. Sein Engagement führte im Oktober 2008 zur Eröffnung des caricatura museums frankfurt. In den vier Jahren konnte das Museum rund 200.000 Besucher begrüssen. Es habe so seinen Ruf weit über die Grenzen der Stadt und auch Deutschlands hinaus festigen können.

Opulente CARICATURA VI jetzt in Frankfurt

Seit 1987 begleitet die CARICATURA in Kassel im Fünfjahresrhythmus die weltweit bedeutendste Kunstausstellung, die Documenta, mit einer Bestandsaufnahme der Komischen Kunst. Der grosse Erfolg dieses Ausstellungsformats führte 1994 zur Gründung der Caricatura Galerie in Kassel als zunächst einzigartiger Institution der satirischen Kunst.

© Ari Plikat

Im Sommer 2012 wurde die mittlerweile sechste CARICATURA in Kassel präsentiert. Die Arbeiten sind jetzt bis zum 3. März 2013 in Frankfurt zu sehen. Die opulente Querschnittsausstellung bietet einen Überblick über neue Tendenzen und Meister der Komischen Kunst aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie aus Belgien, Grossbritannien, Island und den Niederlanden. Nicht in der Wechselschau sind die Künstler der Neuen Frankfurter Schule vertreten, da deren Werke in einer Dauerausstellung im ersten Stock des Leinwandhauses die Besucher erfreuen.

© Erich Rauschenbach

Analog war gestern, auch komische Kunst wird digital!

Analog haben die Karikaturisten und Cartoonisten seit je gearbeitet. Die Digitalisierung der Medien macht aber auch vor dem Zeichnermetier nicht halt. Vielmehr hat ein gewaltiger Umbruch in der Cartoon-Szene stattgefunden. Die Ausstellung spiegelt dies auch in den Präsentationsformen wider. Neben klassischen, sozusagen analogen Zeichnungen in Papierform, Gemälden auf Leinwand und Objekten werden Cartoons der neuen Zeichnergeneration in digitaler Form, also auf Touchscreens und Tablet-PCs präsentiert.

Mülltrennung“, © Rudi Klein

Arbeiten von 105 Künstlern aus sieben europäischen Ländern sind in der unterhaltsamen Überblicksschau zu sehen. Sie bietet einen beeindruckenden Ausschnitt aus der aktuellen europäischen Szene der Komischen Kunst – überraschend, ungeschliffen, tabulos und immer auf hohem Niveau.

Das Museum für Komische Kunst im historischen Leinwandhaus, © Britta Frenz

Ein Tag ohne Lachen – ein verlorener Tag

Der grosse englische Komiker, Schauspieler und Regisseur Charlie Chaplin hat einmal gesagt: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“. Die hoch qualitativen Arbeiten garantieren, dass es kein verlorener Tag wird – im Gegenteil – auch wenn dem Betrachter ob der bissigen, tiefsinnigen und bisweilen bösartigen Pointen manchmal das Lachen im Halse stecken bleiben könnte.

Zur Ausstellung ist der Katalog „Die Komische Kunst – analog, digital, international“ erschienen; die deutsch-englische Ausgabe kostet 19,90 Euro.

„Die Komische Kunst – analog, digital, international“, caricatura museum frankfurt, bis 3. März 2013

Bildnachweis (ausser Abbildung 2): caricatura museum frankfurt

 

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