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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alltägliche und seltsame Geschichten und Begebenheiten (9)

Wandertage mit Conny

von © -habust-

Scheppernd reißt mich der gute, alte Küchenwecker aus seligen Träumen. Ich glaube zu träumen. Welcher Kackvogel hat den auf halb vier gestellt? Doch da hämmert es schon an meine Stubentür, und ein silberhelles Stimmchen ruft: “Aufstehn! Losgehn! Nicht nochmal im Bett rumdrehn!! Heut ist Wandertag!”

Später, als wir auf 2.437 müM zum ersten Male währschaft brotzeiten, kommen wir ins Gespräch. Conny heißt sie, meine Bergführerin. Ich bin ihr erster Kunde! Grade gestern hat sie den Bergführerschein an der Bergfahrschule Obergastein erworben. Immerhin mit ner guten Drei, wie sie stolz erzählt. Fast wäre es ne Zwei minus geworden, wenn sie nicht ausgerechnet beim Hutzelberg gepatzt hätte.

Hutzelberg? denke ich mir – sind wir nicht grad auf dem Weg dahin? Und wie ich das denk, fällt mein Blick auf einen verwitterten Wegzeiger, auf dem steht:

Zum Hutzelberg
Erst mal hier links, dann ein Stück weit gradeaus, dann wieder links an der alten Bruchbude, die früher mal dem Hutzelwirt gehört hat, bevor der mit seiner Magd, dieser Schlampe, nach Amerika durchgebrannt ist. Dann noch zweuhindert, nee, zweihundert Schritte bergan, dann sieht man den Hutzelberg schon.

Also hat mich mein Gedächtnis nicht getrogen, es soll auf den Hutzelberg gehen, und gerade bei dem hat meine Bergführerin Conny, ein frisches, fesches Mädel mit roten Wangen und derben Stiefeln, gepatzt, wie sie verschämt gickelnd, aber letztlich doch unumwunden zugibt? Na, ich weiß nicht, denke ich bei mir. Ob das was werden würde?

Es wurde dann aber doch noch sehr nett, muß ich sagen. Zwar fanden wir den Hutzelberg nicht, aber einen abgelegenen Bergsee mit kristallklarem Wasser und leckeren Felchen, die Conny, die sich bedenkenlos in die eiskalten Fluten stürzte, sicheren Griffs zu erhaschen und köstlich zuzubereiten wußte. Nur hatte ich ebent mein Feuerzeug vergessen, und so mußten wir die Felchen à la Sushi verzehren. Das war auch gut.

→ Alltägliche und seltsame Geschichten und Begebenheiten (10)

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