53. Biennale Arte Venedig 2009 (3) – Die Cafeteria von Tobias Rehberger
Von Erhard Metz
Sie ist der Hingucker der diesjährigen Biennale Arte: die Cafeteria im Palazzo delle Esposizioni.
Ihr Schöpfer: Tobias Rehberger, Professor und Prorektor der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Frankfurt am Main (Städelschule). Er erhielt den Goldenen Löwen der Biennale 2009 als bester Künstler.
Der Titel seiner Arbeit: „Was du liebst, bringt dich auch zum Weinen“.
Obwohl „vorgewarnt“, sind wir verblüfft: Zumindest beim ersten Betreten der Cafeteria und ihres Vorraums verlieren wir für Sekunden die Orientierung, suchen nach der Grenze zwischen den Wänden und dem sicheren Halt gewährenden Grund, erkunden wir, wo und wie wir uns fortbewegen können oder sollen, wo wir uns eventuell hinsetzen könnten oder wo der Schein einer Sitzgelegenheit trügt.
Ist hier tatsächlich die Theke mit den Speisen und Getränken? Dahinter Spiegel, die uns zum Opfer des Verwirrspiels machen. Ob Sie wohl, liebe Leserinnen und Leser, den Fotografen entdecken?
Im Rahmen des Mottos der diesjährigen Biennale „Welten machen“ schafft Rehberger eine Verfremdungs- und Verwirrlandschaft zwischen dem Mobilen und dem Immobilen. Zebrastreifen durchkreuzen schwarze und weisse Wand- und Bodenflächen, stehen in einem Dialog mit den Neon-Farben, vorzugsweise Orange, Türkis und Gelb, des Mobiliars und paraventähnlicher Raumelemente. Der Raum wiederum bricht sich in hundertfach geknickten und gefalteten Spiegelflächen.
Der 1966 in Esslingen geborene Tobias Rehberger, Schüler der Professoren Thomas Bayrle und Martin Kippenberger, ist von Hause aus Bildhauer. Dem breiteren Publikum bekannt wurde er vor allem durch seine raumgreifenden Gross-Installationen. Seinen Arbeiten eignet zumeist eine Verschränkung zwischen Skulptur und Architektur, Malerei und Design. Bereits als Kunststudent machte er 1990 mit einer ersten grösseren, öffentlich ausgestellten Arbeit im Bonner Kunstverein auf sich aufmerksam.
(Installation © Tobias Rehberger; Fotos: Erhard Metz)
→ 53. Biennale Arte Venedig 2009 (4) – Tomas Saraceno und sein Spinnennetz-Kosmos